2014 begannen bis zu sechs Kettenfahrzeuge, Bagger, Raupen und Kettendumper im Auftrag der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer mit der Umgesaltung einer Grünlandbrache zu einem Sumpfbiotop. Die ÖSSM spricht nun, ein Jahr später, von einem Erfolg des Naturschutzes: das Biotop habe sich nach und nach zu einem Paradies für Wat- und Wasservögel entwickelt.

Mit schweren Baufahrzeugen wurde 2014 am Rundwanderweg ein neues Biotop geschaffen - Foto: ÖSSM

Mit schweren Baufahrzeugen wurde 2014 am Rundwanderweg ein neues Biotop geschaffen – Foto: ÖSSM

Was vor den Augen tausender Besucher, die das Steinhuder Meer mit dem Rad umrundeten, zunächst wie ein brachialer Eingriff in die Natur aussah, sei laut Biologe Thomas Brand von der ÖSSM inzwischen ein gut angenommener Lebensraum für viele seltene Vogelarten, aber auch zu einem neuen Anlaufpunkt für Besucher geworden, die sich heute an der neuen Wasserfläche am Rundweg erfreuen.

Neuer Lebensraum für Vogelarten am Steinhuder Meer

Das neue Vogelbiotop im Naturpark Steinhuder Meer zieht seltene Vogelarten an

Das neue Vogelbiotop im Naturpark Steinhuder Meer zieht seltene Vogelarten an

„Die neue Fläche, die eine Erweiterung des 1980 geschaffenen „alten“ Vogelbiotops ist, zieht in einem nicht erwarteten Umfang Vögel unterschiedlichster Arten an, erst recht, weil es in diesem Jahr relativ trocken ist und die Nahrungsgrundlage für Watvögel in der Landschaft generell knapp ist“, so Brandt, wissenschaftlicher Leiter der ÖSSM und Projektleiter. Innerhalb des einen Jahres seien von Hobbyornithologen und Mitarbeitern der ÖSSM fast 180 Vogelarten in dem neu geschaffenen Lebensraum gesehen worden, darunter Seltenheiten wie Raubseeschwalben, Sumpfläufer und Rotfußfalken – Arten also, die nicht alljährlich am Steinhuder Meer beobachtet werden. See- und Fischadler, Kraniche und einige der seltenen Entenarten nutzen das neue Biotop sogar tagtäglich, Kiebitze hatten hier 2015 einen guten Bruterfolg, anders als in den aufgrund der Frühjahrstrockenheit schnell ausgetrockneten Feuchtgebieten andernorts.

Ein großer Wurf zum Schutz seltener Tierarten

Baumassnahme Neues Vogelbiotop Steinhuder Meer 2014 - Foto: ÖSSM e.V.„Mit der Erweiterung des bereits 1980 angelegten Vogelbiotops um eine fast 14 ha große Fläche, aktuell als „Neues Vogelbiotop“ bezeichnet, ist uns ein ganz großer Wurf zum Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten gelungen, der ohne Mithilfe der Grundbesitzer und Geldgeber unmöglich gewesen wäre “, freuen sich Thomas Brandt und Thomas Beuster von der ÖSSM. Die Umsetzung des Projektes wäre nicht möglich gewesen, wenn Land und Region Hannover die Flächen nicht schon Jahre zuvor gekauft hätten. Finanziell beteiligten sich das Land Niedersachsen, die Niedersächsische Bingo Umweltstiftung und die Region Hannover an dem 170.000 € Projekt.

Pilgerstätte zahlreicher Hobbyornithologen

Sehr seltene und heimliche Vögel wie diese Rohrdommel sind mittlerweile im Vogelbiotop zu sehen. Foto: W. Glawe

Sehr seltene und heimliche Vögel wie diese Rohrdommel sind mittlerweile im Vogelbiotop zu sehen. Foto: W. Glawe

Mittlerweile sei das Neue Vogelbiotop auch zu einer Pilgerstätte zahlreicher Hobbyornithologen geworden, und die kommen nicht nur aus der Region. „Ich traf schon Besucher aus Stuttgart, Frankfurt und Garmisch-Patenkirchen, die extra hier herkamen, um sich die vielen seltenen Vögel anzusehen, die sie in Süddeutschland nie zu Gesicht bekommen“, so Brandt. Die vor einem Jahr angesichts der Bauarbeiten noch ratlosen Gesichter vieler Besucher sind heute gewichen. „Nach anfänglicher, verständlicher Skepsis haben alle gesehen, dass hier etwas Gutes für die Natur entstanden ist.“
Ein positiver Nebeneffekt: Die wiedervernässten Moorböden geben keine Treibhausgase mehr an die Atmosphäre ab, stattdessen speichert die aufkommende Moorvegetation in Zukunft sogar Kohlenstoffe und somit leistet die Naturschutzmaßnahme nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Arten-, sondern auch zum Klimaschutz.